Für die BUND-Kreisgruppe Nordhausen entschied sich Bodo Schwarzberg heute morgen kurzerhand zu einem Pflegeeinsatz. Da die Kreisgruppe eine ganze Anzahl von Standorten gefährdeter Pflanzenarten ehrenamtlich beobachtet, betreut und auf naturschutzfachlicher Grundlage pflegt, müssen wir bis zum Beginn der Vegetationsperiode jede wetterseitig einigermaßen mögliche Chance nutzen.
Dabei konzentrieren wir uns nicht etwa „nur“ auf die „Lobbyarten“ der Familie Orchidaceae (Orchideen), sondern auch auf eine ganze Anzahl anderer, vielfach als weniger attraktiv angesehener Pflanzenarten.
Dennoch widmete ich mich heute einer Orchideenart, dem Stattlichen Knabenkrautes (Orchis mascula) im NSG Rüdigsdorfer Schweiz. Die Art besiedelt sowohl lichte, wärmeliebende, gern kalkreiche Laubwälder, als auch submediterrane (=standortbezogen dem Mittelmeergebiet entsprechende) Halbtrockenrasen und gelegentlich auch Feuchtwiesen.
Das stattliche Knabenkraut gilt in Deutschland als gefährdet (Rote Liste 3), verfügt aber noch über eine relativ große Zahl von Standorten, die allerdings überwiegend unter Rückgängen leiden. Betroffen sind vor allem solche auf nährstoffarmen, ehemals extensiv durch Mahd oder Beweidung genutzten Wiesen, die seit der Wende oftmals nicht mehr bewirtschaftet werden.
Seit 2011 widmen wir uns einem besonders wertvollen Standort dieser Orchideenart im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz. Er beherbergt auf einer Fläche von kaum 100 Quadratmetern mehrere hundert Exemplare – ein wunderschöner Anblick während der Blütezeit im Mai.
Da die Art im Naturschutzgebiet (NSG) zum Beispiel im Gebiet des Winkelberges starke Rückgänge erlitten hat, ist die Erhaltung des heute gepflegten Standortes vordringlich. Leider wurde ich heute vom Schneefall überrascht und musste die Arbeiten nach rund 3 Stunden vorerst beenden.
Die Maßnahme besteht seit 2011 im Entfernen aufkommenden Buschwerks und im Entfilzen der Rasenfläche als Imitation der nicht mehr stattfindenden Beweidung.
Die Bilder verdeutlichen die Wirksamkeit der Einsätze: Sie sehen zum einen den stark verbuschten Standort vor dem ersten Einsatz im Januar 2011. Die Abbildung von heute Vormittag vor dem Einsatz verdeutlicht, dass im vergangenen Jahr weniger Sträucher gewachsen sind, was jedoch auch auf das trockene Jahr 2011 zurückzuführen sein dürfte. Weitere Bilder zeigen das Stattliche Knabenkraut am Standort im Jahre 2010 und den heutigen Einsatz.
Vor dem Eingreifen des Menschen wurden solche Flächen von den so genannten Megaherbivoren offen gehalten, die ausgerottet wurden: z.B. Auerochse, Wildpferde, Wisente. Um die Arten zu erhalten, sind heute derartige Pflegemaßnahmen notwendig.