Fragen zur Kommunalwahl 2012 – Antwort der OB-Kandidatin Hannelore Haase (LINKE)

Hier finden Sie die Antworten der Kandidatin von DIE LINKE:
Hannelore Haase – Kandidatin für den Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen

1. Wie werden Sie persönlich wirksam, um die Motivation der Koalitionäre in Erfurt zu erhöhen, ein Biosphärenreservat im Südharz zu prüfen und dann auch zu beschließen?

Wichtig und zukunftsorientiert war für unsere Region die Anerkennung des Südharzes als Naturpark. Damit ist ein wichtiger Schritt für die Erhaltung der Natur getan und eine weitere Grundlage für die touristische Erschließung geschaffen worden. Die Ausweisung als Biosphärenreservat ist begrüßenswert und muss weiterhin mit Nachdruck in die Landesregierung transportiert werden. Dazu müssen vor allem die bestehenden Netzwerke in Nordhausen genutzt werden. Wünschenswert wäre auch eine noch engere Zusammenarbeit mit den Nachbarländern, um einen flächendeckenden Lückenschluss zu schaffen.

2. Was tun Sie, um keine weiteren Gipssteinbrüche und auch keine Erweiterungen bestehender Steinbrüche auf dem Territorium der Stadt Nordhausen bzw. des Landkreises Nordhausen zuzulassen?

Der Wunsch der Industrie und die Gefahr, weitere Gipsabbaugebiete zu erschließen, ist weiterhin vorhanden. Die Entscheidung liegt in dem Fall leider nicht bei der Stadt Nordhausen. Wir sollten aber sehr wachsam sein und die Einflussmöglichkeiten auf das Ministerium nutzen, um weitere Aufschlüsse möglichst zu verhindern. Ich werde die Bürgerinnen und Bürger in Ihrem Handeln nach meinen Möglichkeiten unterstützen.

3. Was für Vorschläge haben Sie, um die ungebremste Versiegelung der Landschaft im Gebiet um Nordhausen, Stichwort Industriegebiet, Autohof,… zu stoppen? Bekanntermaßen sind allein in der Goldenen Aue seit der Wende 430 Hektar wertvollen Ackerbodens zubetoniert worden.

Das Industriegebiet ist nun leider beschlossene Sache und sollte jetzt auch möglichst schnell mit Leben erfüllt werden. Dabei bezieht sich das „leider“ ausschließlich auf den dafür gewählten Standort. Für mich geht zukünftig die Nutzung der reichlich vorhandenen Brachflächen einer weiteren Neuversieglung von wertvollem Ackerboden oder anderer Naturflächen vor. Die Rekultivierung und Nutzung vorhandener Brachflächen sollte künftig noch stärker gefordert und gefördert werden.

4. Wie setzen Sie sich konkret dafür ein, die katastrophale ökologische also globale Situation der Erde durch lokales Handeln, also z.B. durch Verkehrsvermeidung und dezentrale Produktionsweisen, Klimaschutzmaßnahmen etc. zu verbessern?

Ein weiterer Ausbau des öffentlich geförderten Personennahverkehrs ist dringend notwendig, um der Ausweitung des Individualverkehrs in den Städten entgegen zu wirken. Die Stadt Nordhausen ist mit der derzeitigen Diskussion zur Entwicklung eines Klimaschutzkonzeptes auf einem sehr guten Weg. Durch die Einbeziehung einer breiten Masse der Bevölkerung kann auch erreicht werden, die Akzeptanz für Klimaschutz zu erhöhen und ein breites Ideenspektrum zu den Themen Energieeinsparung und Energieeffizienz einfließen zu lassen. Die Behörden und Verwaltungen sollten bei diesem Thema Vorbild sein.

5. Setzen Sie sich für einen klimaneutralen Landkreis ein und wenn ja, wie?

Das bereits erwähnte Klimaschutzkonzept könnte eine gute Grundlage und modellhaft auf dem Weg zu einem klimaneutralen Landkreis sein. Ich werde dieses Thema gern unterstützen.

6. Mit welchen konkreten Schritten würden Sie sich im Falle eines Wahlsieges für ein Ende der flächendeckenden illegalen Vermüllung des Naturparkes Südharz einsetzen?

Die illegale Vermüllung ist meines Erachtens nicht nur ein Thema in Bezug auf den Naturpark Südharz, sondern fängt schon im Stadtgebiet an. Das ist ein sehr leidiges Thema, da es unzählige Möglichkeiten gibt, Müll legal zu entsorgen und meistens sogar kostenneutral, aber dafür müßte der Mensch selbst für sich und seine Umwelt Verantwortung übernehmen. Mein Bestreben wäre, die vorhandenen Ordnungsbehörden verstärkter für diesen Bereich einzusetzen, um Ordnung und Sauberkeit verstärkt durchzusetzen. Ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Zivilcourage der Bevölkerung ist für einen notwendigen „Erziehungsprozess“ aber ebenso notwendig. In der Vergangenheit konnte öffentlich geförderte Arbeit, dazu genutzt werden, die Infrastruktur bestimmter touristischer Gebiete zu pflegen, das wird zukünftig nicht mehr möglich sein und deshalb sollte jeder auf sich selbst achten und nicht darauf warten, daß andere etwas für ihn tun.
Für den Bereich Südharz wäre die Finanzierung der Ausbildung von Naturpark-Rangern eine durchaus lohnenswerte Sache, auch im Kampf gegen illegale Vermüllung.

7. Welchen Beitrag leisten Sie im Falle Ihres Wahlsieges zu einem Stopp des Artenrückganges im Gebiet und für eine Verbesserung der Landschaftspflege?

Die Ausweisung des Naturparks ist dafür der erste Schritt in die richtige Richtung. Der neugegründete Landschaftspflegeverband ist ein weiterer Schritt. Die vorhandenen Förderrichtlinien im Bereich Umwelt- und Naturschutz müssen erhalten bleiben und mit mehr finanziellen Mitteln untersetzt werden, um Aktivitäten in diesem Bereich zu unterstützen. Auch hier wäre der Ansatz öffentlich geförderter Beschäftigung für den Bereich der Landschaftspflege sehr dienlich. Wichtig dabei ist aber die Kontinuität bei der Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen.

8. Welche Pläne für die Entwicklung des Naturparkes Südharz im Hinblick auf dessen touristische Ausstattung (Aussichtsplätze, Schilder, Sitzgruppen) haben Sie und welche finanziellen Ressourcen können in Anspruch genommen werden, um die touristische Attraktivität des Naturparkes zu verbessern?

Die Entwicklung des Naturparks Südharz als Tourismusfaktor muß in die bereits vorhandene touristische Ausstattung mit einbezogen und erweitert werden. Es gibt bereits eine Vielzahl touristischer Projekte im Bereich des Südharzes, zum Beispiel Rad-, Wander- und Reitwege, insbesondere den zertifizierten Karstwanderweg sowie das Geoparkprojekt, die mit der notwendigen Infrastruktur versehen wurden. Dringend notwendig ist dabei, notwendige finanzielle Mittel zu akquirieren, um bereits Geschaffenes zu pflegen und zu erhalten und das Spektrum auf den Naturpark zu erweitern. Ein Bestandteil wäre auch die Erstellung von Informations- und Kartenmaterial zum Thema Naturpark und dessen Vermarktung über die entsprechenden Tourist-Infostellen der Stadt Nordhausen.

9. Wäre angesichts der vielen ungelösten Probleme und Widersprüche im Naturpark nicht eine mit hauptberuflich Tätigen ausgestattete Naturparkverwaltung notwendig, zumal es solche Verwaltungen anderswo in Thüringen meist gibt?

Wenn der Naturpark erhalten und als touristisches Gebiet vermarktet werden soll, ist eine Ausstattung der Naturparkverwaltung mit Hauptberuflern zukünftig anzustreben. Wenn dies in anderen Regionen Thüringens bereits der Fall ist, sollte man den Erfahrungsaustausch nutzen, um Wege der Finanzierbarkeit zu finden. Vielleicht gäbe es auch länderübergreifende Kooperationsmöglichkeiten, der Harz endet nicht an der Landesgrenze.

10. Wie lange halten Sie die Einleitung ungeklärter Abwässer in Steigerthal, Rüdigsdorf, Buchholz und Sophienhof noch für akzeptabel – welche Lösungswege schlagen Sie vor?

Der Abwasserzweckverband Südharz sollte sein Abwasserbeseitigungskonzept so ausrichten, daß auch kleine und Randgemeinden eine entsprechende Möglichkeit der Einleitung ungeklärter Abwässer erhalten. Im Falle des Ortsteiles Steigerthal wurde ja jetzt eine entsprechende Möglichkeit gefunden, die es bis 2015 zu realisieren gilt.
Ein Vorbild für eine ortsnahe, vollbiologische Klärung ist beispielsweise Petersdorf. Ich finde es schade, daß in der Vergangenheit nicht weitere Orte diesem Beispiel gefolgt sind.

11. Unterstützen Sie einen Beitritt der Stadt Nordhausen sowie von Kommunen des Landkreises zum „Bündnis von Gemeinden und Städten zur Biodiversität“, in dem sich bereits 60 engagierte deutsche Kommunen zusammengefunden haben? Das Bündnis orientiert sich an der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“.

Ja, ich würde diesen Beitritt unterstützen.