
An dieser Stelle veröffentlichen wir den Leserbrief an die „Thüringer Allgemeine“ (TA) von Herrn Rolf Richter aus Neustadt/Harz.
„Die Koalitionsparteien vereinbaren, dass die Landesregierung bis 2012 die Einrichtung eines Biosphärenreservats Südharz prüft. In einen moderierten Diskussionsprozess sollen die Bürger der Region, Wissenschaft, Wirtschaft und Tourismus einbezogen werden.“ So steht es seit der letzten Landtagswahl im Koalitionsvertrag der CDU und SPD, aber es hat bisher nichts Derartiges stattgefunden. Nun haben sich auf Nachfrage und Drängen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der zuständige Landtagsausschuss und der Minister endlich auf den Weg gemacht und sind zu einer Anhörung nach Neustadt gekommen. Ein guter Anfang? Einige Gegner des Reservats triumphierten danach, das sei das Ende vom Lied. Dabei könnte es ein schönes und gutes Lied mit vielen Strophen werden, wie weltweit über 600 und in Deutschland 15 Biosphärenreservate belegen.
Das Label ist anspruchsvoll, denn sich „eine repräsentative Modellregion für ein zukunftsfähiges Miteinander von Mensch und Natur“ nennen zu können, erfordert Anstrengungen. Es ist wie beim Sport: Um das Ziel zu erreichen, braucht man Ausdauer. Aber Worte wie „Kalte Enteignung“, „Wertevernichtung“, „Sterben auf Raten“ im Zusammenhang mit einem Biosphärenreservat gebraucht, nehmen einem den Atem. Sie können zwar nicht die hohen Ziele des Reservatsgedankens demontieren, wohl aber dem Ansehen des Sprechers schaden. Dem Ansehen einer Region dient es jedenfalls nicht, wenn Führungskräfte in Politik oder Wirtschaft sich so wenig qualifiziert äußern.
Von fachkundiger Seite wurde wieder bestätigt, dass die Gipskarstregion im Südharz für den Anspruch eines Biosphärenreservats bestens geeignet ist. Aber „es geht darum, ob ein Biosphärenreservat in der Region gewollt ist.“ sagte Minister Reinholz, und das scheint jetzt nicht so zu sein. Doch um es mit Konrad Adenauer zu sagen: „Niemand kann mich daran hindern, jeden Tag ein bisschen klüger zu werden.“
Rolf Richter
Neustadt/Harz