Keine Rohstofferkundung im Naturschutzgebiet Alter Stolberg

Foto: BUND Kreisverband Nordhausen

Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Nordhausen versagt die Befreiung für die vom Unternehmen Knauf beantragten Aufsuchungsbohrungen

Als einen Präzedenzfall von bundesweiter Bedeutung bezeichnet Dagmar Becker, Mitglied im Landesvorstand des BUND Thüringen die Versagung der beantragten Aufsuchungsarbeiten im Naturschutzgebiet „Alter Stolberg“ durch den Landkreis Nordhausen.

„Dass dies so geschehen ist, haben wir der Stellungnahme des BUND Thüringen und dem stringenten, rechtskonformen Handeln der Unteren Naturschutzbehörde zu verdanken. Mit der Versagung der Bohrungen haben weder die Firma Knauf, noch das Landesbergamt gerechnet. Was der Bevölkerung des Landkreises als Flächenoptimierung verkauft werden sollte, ist in den Augen des Umweltverbandes der Versuch, Rohstoffabbau auch in Naturschutzgebieten anzugehen. Wer dies nicht glauben möchte“, so Becker, „der kann dies in der Antrittsrede des Präsidenten des Europäischen Gipsverbandes, zugleich Knauf-Chef von Italien, auf dem 29. Eurogypsum-Kongress im Jahr 2012 nachlesen. Unter Bezug auf die wichtigsten Ziele der nächsten Jahre wird nicht nur der Rohstoffabbau in den unter EU-Verwaltung stehenden Flora-Fauna-Habitat- (FFH) Gebieten anvisiert, sondern explizit auch in anderen Schutzgebieten.“

Das entbehrt aber jeder wirtschaftlicher Notwendigkeit. Dies kann man im Bescheid für die angestrebte Befreiung aus dem Naturschutzgebiet entnehmen. 315 ha Bergwerksfeld sind nicht nur aus Sicht der Naturschützer ausreichend, um das in Rottleberode ansässige Werk für Jahrzehnte mit Gips und Anhydrit zu versorgen. „Alles andere“, so Becker, “erinnert an den berühmten Vierbeiner, der vor lauter Übermut aufs glatte Eis geht.“ Der BUND Thüringen appelliert an das Unternehmen, die Hände von dem Vorhaben des Flächentausches zu lassen und die geistigen und finanziellen Ressourcen vielmehr in den Einsatz von Substituten für Naturgips  und damit den Ressourcenschutz zu stecken. Diese Pläne dürfen nach Ansicht des BUND nicht in den Schubladen der regionalen Forschungseinrichtungen, mit denen das Unternehmen Knauf kooperiert, verwahrt bleiben. „Gipsrecycling am Standort Rottleberode ist längst überfällig und wäre ein Signal für die Nachhaltigkeit, wie wir sie verstehen“, so Becker. Zugleich fordert Sie Umweltminister Reinholz auf, seinen Einfluss auf das ihm unterstehende Landesbergamt geltend zu machen. Solange dort die Meinung grassiere, man könne die Bedenken und Entscheidung der Naturschutzbehörden ignorieren, bleibe der Naturschutz im Rahmen von bergrechtlichen Verfahren eine Farce. Ebenso wie die von Minister Reinholz 2013 in den Medien euphorisch verkündete Initiative der Ressourcenschonung durch Recycling. Die Wiederverwertung von Gipsbaustoffen in Thüringen sei nach wie eine substanzlose, ministerielle Worthülse. Der BUND will dies ändern und fordert vom Ministerium konkrete Handlungsstrategien und Schritte.