Rechtzeitig vor dem einsetzenden Schneefall haben Mitglieder und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen am Sonnabend einen für den botanischen Artenschutz besonders bedeutsamen Halbtrockenrasen im neuen NSG Hundegrube-Katzenschwanz gemäht…
Das in Thüringen stark gefährdete Katzenpfötchen (Antennaria dioica) galt einst als verbreitet, hat bis heute aber mehr als zwei Drittel seiner einstigen Wuchsorte im Freisstaat verloren. Der Südharzer Gipskarst gehört zu den wenigen verbliebenen Häufungszentren der Art, wobei sie auch hier unter fehlender oder diskontinuierlicher sowie nicht artenschutzgerechter Bewirtschaftung leidet und auch durch den Gipsabbau (insbesondere am Kohnstein) zurückgegangen ist. Vom BUND-Kreisverband werden mehrere Flächen ehrenamtlich gepflegt, in denen die Art noch über Wuchsorte verfügt (Aufnahme vom 24.05.2010 bei Steigerthal).
Da nach 1989 eine ganze Reihe von Flächen nicht mehr mit Schafen beweidet wurde, setzte verbreitet Verbuschung ein. Dadurch verschwanden die besonders artenreichen und farbenfrohen, auf eine regelmäßige, extensive Nutzung angewiesenen Pflanzengesellschaften.
Gelingt es, zunächst wenigstens kleine Ausschnitte der früher ausgedehnten Halbtrockenrasen traditionell mit Schafen (Hütehaltung) oder per ein- bis zweimaliger Mahd pro Jahr zu bewirtschaften, so können diese bei der anzustrebenden späteren Renaissance einer verbreiteten artenschutzgerechten Nutzung gewissermaßen als Reservoir bedrohter Arten dienen. Dies streben wir in mehreren Naturschutzgebieten mit suboptimaler Bewirtschaftung an oder wir praktizieren dies bereits in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und/oder dem Landschaftspflegeverband.
Auf der am Sonnabend gemähten Fläche gilt das zum Beispiel für das Katzenpfötchen Antennaria dioica (Foto), das äußerst magere und dazu noch dauerhaft kurzrasige Standortverhältnisse benötigt.
Zeitgleich mit unserem Einsatz fand in der Nähe eine Jagd statt. Es gab ein ausgesprochen nettes Gespräch mit einem Jäger, dessen Ergebnis man in etwa als „gleichberechtigtes Nebeneinander von Jagd und Landschaftspflegeeinsatz“ benennen könnte. Zugleich wurde deutlich, wie viele unterschiedliche Interessen in einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland auf so manchen Flächen bestehen. – Aber auch, dass es oft einen Ausgleich geben kann.
Im Übrigen waren alle Begegnungen mit Jägern im Zuge der Landschaftspflege auch in den vergangenen Jahren keinesfalls von Konfrontation, sondern eher von gegenseitigem Informationsaustausch geprägt. Da Jäger gewissermaßen über Insiderwissen zu mancher heimischen Tierart im Gebiet verfügen, haben die Gespräche mit ihnen oft den Charakter einer kleinen Weiterbildungsveranstaltung.
Von der Jagd selbst bekamen wir, bis auf den Besuch eines Jagdhundes, eigentlich wenig mit. Der uns sehr zugewandte Hund interessierte sich dermaßen für unser Equipment, dass wir schließlich unsere Rucksäcke und Kleidungsstücke an einen Baum hängen mussten. Aus dem versprochenen Gehacktesbrötchen für ihn wurde aber schließlich doch nichts. Wir riefen die auf seinem Halsband aufgedruckte Handynummer und damit sein Herrchen an und irgendwann war er zu ihm zurückgekehrt.
Bodo Schwarzberg; 03.12.2017