Seit September liegt der 1. Entwurf zum neuen Regionalplan Nordthüringen (ROP) zur Bürgerbeteiligung vor. Nach Prüfung der vorliegenden Unterlagen kommt der Kreisverband zu folgenden Ergebnis:
1) Die Ausweisung neuer Vorrangflächen zur Gips- bzw. Anhydritgewinnung lehnen wir ab.
Es sollen neue Flächen am Rüsselsee, Hohe Schleife, Ellricher Klippen, Himmelsberg, Mühlberg und Kuhberg mit einer Gesamtfläche von 90 ha ausgewiesen werden. Somit wären im Kreisgebiet Nordhausen insgesamt 672 ha als Vorranggebiete für den Gipsabbau vorgesehen. Dies sind mehr als drei Kohnsteine.
Die Gipsindustrie hatte seit der Wende Zeit, Alternativen zum Naturgips zu entwickeln. Es liegen seit Jahrzehnten technische Lösungen vor, die die Substitution von Naturgips ermöglichen.. Diese werden aus Kostengründen nicht bzw. nur unzureichend genutzt. Im vorliegenden Entwurf des ROP konnte nicht nachgewiesen werden, inwiefern die beanspruchten Flächen zwingend benötigt werden, um den Bedarf an Gips und Anhydrit zu decken. Es liegen weder nachvollziehbare Bedarfsanalysen, noch konkrete Rechnungen zu den zu erwarteten und/oder schon getätigten Ausbeuten in den einzelnen Bergwerksfeldern vor. Ebenso wurden weder bereits bestehende bzw. in Rede stehende, noch vorhandene Potenziale für Substitutionsmöglichkeiten berücksichtigt. Somit fehlt es an einer begründeten Beweislage, die eine Prüfung durch die beteiligte Öffentlichkeit überhaupt möglich macht.
Mit der Ausweisung zusätzlicher Flächen über einen Zeitraum für 25 Jahre und weit darüber hinaus wird Innovation behindert und Landschaftszerstörung Vorschub geleistet. Gewinnmaximierung hat hier Vorrang vor Landschaftserhalt.
Das Grüne Band, das in den nächsten Monaten als Naturmonument ausgewiesen werden soll, wäre damit in der Region Südharz im Bereich Ellrich/Walkenried/Branderode von Tagebauen durchschnitten.
2) Die neu geschaffene Rubrik „Vorranggebiete vorsorgende Rohstoffgewinnung“ ist ersatzlos zu streichen.
In dieser Kategorie ist eine Erweiterung des umstrittenen Abbaufeldes Kuhberg von bisher 18 ha um 30 ha, sowie eine bisher unverritzten Fläche von 38 ha links der Straße zwischen Steigerthal und Buchholz vorgesehen. Beide Flächen haben eine prägende Bedeutung für das typische Landschaftsbild des Südharzes mit extensiver Landwirtschaft, Obsthecken, Trocken- und Halbtrockenrasen. Sollten die „Vorranggebiete vorsorgende Rohstoffgewinnung“ beschlossen werden, würde sich diese Planung auf einen Zeitraum ab 2043! beziehen. Dies übersteigt den Planungshorizont eines Regionalplanes bei Weitem und nimmt künftigen Generationen jeglichen Handlungsspielraum bei der Gestaltung ihrer Lebenswelt. Der Hot Spot Gipskarst Thüringen dürfte sich damit erledigt haben.